drei dichter.
„here lies one whose name was writ in water„, so lautet die Innschrift auf dem Grabstein des großen englischen Dichters John Keats, der in Rom sehr jung an Tuberkulose verstorben ist und daselbst am Friedhof der nicht-Katholiken begraben liegt . Keats selbst hat sie verfasst und wollte sie anstelle seines Namens eingraviert sehen. Die letzten drei Worte wurden zum Titel „geschrieben in wasser.“ . Vor allem, wenn wir Keats Epitaph vergleichen mit Horatius‘ ein wenig anmaßendem Beginn der Elegie an Melpomene „exegi monumentum aere perennius“ (Dauerhafter als Erz) wird Keats‘ Charakter und auch der seiner Kunst deutlich, seine Zartheit und Bescheidenheit und sein Gewahrsein der Vergänglichkeit und Flüchtigkeit menschlicher Bemühungen angesichts der Unendlichkeiten der kosmischen Verläufe. „geschrieben in wasser.“ ist einerseits eine Hommage an den großen Dichter, quasi eine poetische Verbindung, hergestellt durch das Bemühen der Musik, die Klarheit und Ruhe der Lyrik von Keats aufzunehmen. Andererseits ist das Stück der Versuch einer musikalische Umsetzung der grundlegenden Struktur dieses wunderbaren poetischen Bildes des Schreibens in Wasser. Den beiden gegensätzlichen Elementen im sprachlichen Bilde, dem Wasser als Symbol der unfassbaren Natur einerseits, der Schrift als Symbol der Begrenztheit der menschlichen Bemühungen andererseits entsprechen auch zwei Ebenen in der Musik, zwei Sphären die sich vielleicht für Momente berühren, die aber eigentlich unvereinbar bleiben: Die Klangebene der Streicher und jene des Klaviers. Musikalisch stehen sich zwei Stimmungssysteme (die natürlichen Flageoletts der Streicher – das gleichstufig temperierte Klavier), zwei Tonerzeugungsarten (streichen – anschlagen) gegenüber, dem beständigen Fluß der lange gehaltenen Klänge der Streicher werden die flüchtigen, verklingenden Konturen des Klaviers entgegengesetzt.
Und doch gibt es in allem Fließen etwas Beständiges, nämlich gerade die Veränderung. Wunderbar hat dieses Paradox der Gleichzeitigkeit von Stillstand und Bewegung ein dritter Dichter, nämlich Conrad Ferdinand Mayer formuliert, in der Beschreibung der überflutenden Schalen eines Brunnens in der römischen Villa Borghese:
„und jede nimmt und gibt zugleich und alles fließt und ruht“