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Regen im Winter

Unter dem Großkönig Dareios wurde das Perserreich die einzige alles beherrschende Weltmacht ihrer Zeit. Der Palast von Persepolis wurde gebaut als ein Zeichen der gottgleichen Macht des persischen Großkönigs
und als Ort der Unterwerfungszeremonien der beherrschten Völker zu jedem Neujahrsfest. Mit Xerxes‘ vergeblichem Versuch Griechenland zu unterwerfen begann der Untergang des Perserreiches bis ein anderer Gewaltherrscher nämlich Alexander der Große die Macht der Perser brach und Persepolis völlig zerstörte.
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Die tiefliegenden graubraunen Wolken am Himmel aus denen unablässig milder Regen fließt sind wie ein Spiegel der kargen ebenso graubraunen Felsberge, darin eingebettet, wieder in den gleichen Farben das riesige Ruinenfeld von Persepolis liegt.
Wie zum Hohn sind fast nur mehr die Grundrisse, welche auf den in damaliger Sichtweise ewiggültigen göttlichen Proportionen beruhen erhalten geblieben, als ein Sinnbild des vermessenen Anspruchs und seines Scheiterns.
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Salzmandeln kauend denke ich an die Figur des Xerxes in Aischylos‘ Persern, dessen desaströser Griechenlandfeldzug am Beginn des Untergangs des Perserreiches stand, und erinnere dessen wilde Klagen, entstanden aus der Schwierigkeit sich mit der Endgültigkeit des Scheiterns des Erhofften abzufinden.
Das Ruinenfeld erscheint so betrachtet wie ein Bild der enttäuschten Hoffnungen, doch beim Verweilen inmitten des steinernen Meeres kristallisiert sich eine neue Qualität von Schönheit heraus, Schönheit entstanden durch die Korrosion der Geschichte.